Wende – August 1989

Wende August 1989

Bildquelle: Von Dryhand58 - Sogenanntes „Ungarnvisum“, mit dem es im Sommer 1989 möglich war, von der DDR nach Ungarn zu reisen, Eigenes Werk, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=75008958
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Massiver Anstieg der Flüchtlingszahlen fordert SED-Staat heraus

Die Lage an und in den bundesdeutschen Botschaften in Ungarn, der CSSR und sogar der DDR spitzt sich im August 1989 drastisch zu.

Zunächst wird am 8. August die Ständige Vertretung in Ost-Berlin geschlossen, es folgen Botschaftsschließungen in Budapest am 13. Und in Prag am 23. August 1989.

Und auch für die zahlreichen Flüchtlinge, die in der Bundesrepublik ankommen, wird es eng: Ende August werden in Bayern Notaufnahmelager errichtet, um dem Ansturm und der Unterbringung  Herr zu werden.

Während die DDR-Oberen ihre Bürger zum Bleiben auffordern, fordert Kanzler Kohl am 14. August von Staats- und Parteichef Honecker eine Lösung des Flüchtlingsproblems.

Auch wenn die Flucht aus Ungarn nach Österreich über die bundesdeutsche Botschaft möglich ist, wird an der Grenze noch geschossen. Am 21. August wird ein DDR-Bürger dort bei der Flucht erschossen.

Es scheint, als ob Ungarn Ende August auf Druck der DDR-Führung seine Grenzkontrollen verschärft.

Bundesdeutsche Kreditzusagen an Ungarn im Gegenzug zur Grenzöffnung haben diesbezüglich zunächst keinen Erfolg.

DDR-Opposition verschärft Druck auf Staat

Am 13. August 1989 steht die Mauer schon 28 Jahre, Grund genug für die Opposition, wiederholt zu Presse- und Meinungsfreiheit sowie demokratische Veränderungen in der DDR aufzurufen.

Erster Schritt soll eine oppositionelle Sammlungsbewegung sein, die bei den nächsten Wahlen als Alternative zur SED antritt., so die Forderung der Initiative “Absage an Praxis und Prinzip der Abgrenzung”.

08.08.1989: DDR-Bürger besetzen bundesdeutsche Botschaften.

Ständige Vertretung in Ost-Berlin wird geschlossen nachdem 131 Bürger dort Zuflucht gefunden haben.Auch in Prag, Budapest und Warschau besetzen viele DDR-Bürger die dortigen bundesdeutschen Botschaften, um ihre Ausreise zu erzwingen. DDR-Schriftstellerin über den Exodus (SPIEGEL 33/1989) DDR-Bürger haben es im Westen schwer, aber… (SPIEGEL 33/1989) https://youtu.be/lHhnS7O7cfA https://youtu.be/j68yzdK-EMo

10.08.1989: Erster innerdeutscher Flug nimmt Betrieb auf.

Die erste innerdeutsche Fluglinie verkehrt zwischen Frankfurt (Main) und Leipzig und wird von der Lufthansa aufgenommen. https://youtu.be/uNJfZ2WwUUU

13.08.1989: Bundesdeutsche Botschaft in Budapest wird geschlossen.

Bundesdeutsche Botschaft in Budapest wird wegen Übefüllung geschlossen. 180 DDR-Bürger hatten hier Zuflucht gesucht. Die Malteser errichten Zeltlager. Erlebnisse eines Wessis mit einer Gruppe von DDR-Bügern in Ungarn

13.08.1989: Opposition fordert Veränderungen.

13.08.1989: Opposition fordert Veränderungen.

Am 28. Jahrestag des Mauerbaus fordern Oppositionelle in der Ost-Berliner Bekenntniskirche Veränderungen in der DDR und eine oppositionelle Sammelbewegung. Interview mit Stephan Bickardt, Vikar und Mitglied der Gruppe “Absage an Praxis und Prinzip der Abgrenzung” in der TAZ

14.08.1989: Kohl fordert von Honecker Lösung des Flüchtlingsproblems.

Bundeskanzler Kohl fordert DDR-Staats- und Parteichef Honecker auf, für eine Lösung der Probleme, die durch die Flucht der DDR-Bürger in die bundesdeutschen Botschaften entstanden, zu sorgen.

19.08.1989: "Paneuropäisches Picknick" an der österreichisch-ungarischen Grenze

19.08.1989: “Paneuropäisches Picknick” an der österreichisch-ungarischen Grenze

“Paneuropäisches Picknick” an der österreichisch-ungarischen Grenze: 900 DDR-Bürger nutzen das Ereignis, um in den Westen zu fliehen. Hauptinitiator war Otto von Habsburg. tagesschau.de

21.08.1989: DDR Bürger wird an ungarischer Grenze erschossen.

DDR-Bürger wird bei Fluchtversuch an der österreichisch-ungarischen Grenze erschossen.Stasi jagt in Ungarn Republikflüchtlinge… (SPIEGEL 34/1989)

23.08.1989: Bundesdeutsche Botschaft in Prag wird geschlossen.

BRD-Botschaft in Prag wird geschlossen, nachdem sich dort 130 DDR-Bürger aufhalten, um ihre Ausreise zu erzwingen. Übersiedler – … Ost-Berlin und Prag unbeweglich. (SPIEGEL 35/1989)

24.08.1989: 180 DDR-Bürger können aus Ungarn ausreisen.

180 DDR-Bürger erhalten in der BRD-Botschaft in Budapest vom Internationalen Roten Kreuz Ausweise, um auszureisen.Es war eine einmalige humanitäre Aktion der ungarischen Regierung. https://www.youtube.com/watch?v=XCd8ya4ZHwU

25.08.1989: Geheimtreffen zwischen ungarischen und bundesdeutschen Politikern

Auf Schloss Gymnich bei Bonn findet ein Geheimtreffen zwischen Helmut Kohl, Hans-Dietrich Genscher und Horst Teltschik auf deutscher und Ministerpräsident Miklós Németh, Außenminister Gyula Horn und und Botschafter Istvan Horváth auf ungarischer Seite statt. Es wird über bundesdeutsche Kreditzusagen als Gegenleistung zur Grenzöffnung verhandelt.

26.08.1989: DDR-Bürger werden zum Bleiben aufgefordert.

SED-Zentralorgan “Neues Deutschland” fordert DDR-Bürger zum Bleiben auf.zum ArtikelDie Bundesrepublik bereitet sich auf die größte Zuwandererwelle ihrer Geschichte vor… (SPIEGEL 36/1989)„Nee Erich, das is keene Freiheit“ (SPIEGEL 36/1989)

26.08.1989: Ungarn verstärkt Grenzkontrollen an Grenze zu Österreich

Ungarn verstärkt Grenzkontrollen an Grenze zu Österreich

27.08.1989: Die ungarisch-österreichische Grenze bleibt erstmal dicht.

Ungarn will DDR-Bürger, die fliehen wollen, nicht zur Rückkehr zwingen. Allerdings soll die österreichisch-ungarische Grenze nicht für die Ausreisewilligen geöffnet werden, so Außenminister Horn.

28.08.1989: Drittes Flüchtlingslager für DDR-Bürger in Ungarn

In Ungarn wird ein drittes Flüchtlingslager für ausreisewillige DDR-Bürger errichtet.

29.08.1989: FDP für “Marshallplan” für DDR, CDU dagegen

FDP schlägt Marshallplan zur “Rettung” der DDR vor. Im Gegensatz dazu will der Koalitionspartner CDU auf keinen Fall die “marode DDR” retten.

30.08.1989: Notaufnahmelager in Bayern für DDR-Bürger

In Bayern wird mit den Vorbereitungen zur Errichtung von Notaufnahmelagern begonnen, um die zahlreichen DDR-Flüchtlinge aufnehmen zu können. 

31.08.1989: Österreich für vorübergehende Aufhebung der Visumspflicht, Horn zu Blitz-Besuch in Ost-Berlin

Österreich beabsichtigt, die Visumspflicht für DDR-Bürger vorübergehend aufzuheben, um ihnen die Ausreise zu erleichtern. Nach Meinung der ungarischen Regierung soll das Internationale Rote Kreuz die Ausreisepapiere ausstellen. Ungarns Außenminister Horn reist zu einem Blitzbesuch nach Ost-Berlin, um mit DDR-Amtskollege Oskar Fischer über die Flüchtlingsproblematik zu sprechen.

Gut zu wissen

Aus der Presse zu den Ereignissen während der Wende 1989 und 1990

“Vor 30 Jahren: Kavelstorfer heben DDR-Waffenlager aus”

ndr.de: “Einwohner von Kavelstorf trauen ihren Augen nicht, als sie am Sonnabend vor dem 1. Advent 1989 von außen unscheinbare, aber eingezäunte und stark bewachte Lagerhallen betreten. Dort finden sie tonnenweise Sturmgewehre, Maschinenpistolen, sogenannte Kalaschnikows, Pistolen und palettenweise Munition…” mehr

Ein Pfarrhaus in der DDR schreibt Geschichte

evangelisch.de: “In Schwante wurde vor 30 Jahren die ostdeutsche Sozialdemokratie neu gegründet…” mehr

Deutsche Einheit: Wie MV 1990 wieder neu gegründet wurde

Deutsche Einheit: Wie MV 1990 wieder neu gegründet wurde

ndr.de: “Vor 30 Jahren wird Mecklenburg-Vorpommern eines der fünf “neuen” Länder. Es setzt sich aus den DDR-Bezirken Rostock, Schwerin und Neubrandenburg zusammen – allerdings mit einigen Veränderungen…” mehr