Der “Schwarze Tod” , wie die Pest im Spätmittelalter ehrfürchtig genannt wurde, machte auch vor Köln nicht halt.
Insbesondere die reichen Bürger bezichtigten die Juden , die Brunnen vergiftet zu haben und Auslöser für diese “Strafe Gottes” zu sein.
Und so kam es am 23. und 24. August 1349 zu verheerenden Gewaltexzessen gegenüber der jüdischen Bevölkerung in Köln, allerdings Monate vor der eigentlichen Pestausbreitung in der Stadt:
Man hatte schon “Kunde” vom “Schwarzen Tod” in Südeuropa und Süddeutschland und schnell waren die Juden als Schuldige ausgemacht.
Denn vielen kam die Judenverfolgung zu Gute, insbesondere denen, die Kredite bei jüdischen Bankiers aufgenommen haben:
Seit 1266 gab es das so genannte “Judenprivileg”, das es den Juden erlaubte, fortan Geld gegen Zinsen zu verliehen.
Aber auch Jene, die den jüdischen Reichtum gerne für sich hätten, waren Anstifter und Unterstützer, die Kirche hielt sich jedoch weites gehend zurück.
Hier im ehemaligen jüdischen Viertels hat der Mob im August 1349 gewütet.
Wussten Sie, dass die Jüdische Gemeinde in Köln die älteste nördlich der Alpen ist ? Schon 331 erlaubte der damalige Kaiser Konstantin den Juden, in den Stadtrat berufen zu werden.
In der Nähe des heutigen Rathauses entstanden bis ins Mittelalter Synagoge, Hospiz, Hochzeitshaus und ca. 70 jüdische Wohnhäuser.
Mit der Gleichberechtigung und dem friedlichen Miteinander mit den Christen war es im Mittelalter allerdings zunächst vorbei: Eben habe ich Ihnen von den schrecklichen Pestpogromen 1348-1350 und den Hintergründen erzählt.
Der Großteil des Jüdischen Viertels wurde dabei zerstört.
Bis 1798 durften sich Juden im linksrheinischen Köln nicht niederlassen und so entstanden zwischenzeitlich in Deutz jüdische Gemeinden.
Erst die Preußen holten die Juden wieder zurück an die linke Rheinseite von Köln und so siedelten sich die Juden wieder hier, nun aber dezentral, an. Insbesondere der jüdischen Familie Oppenheim hat Köln viel zu verdanken, hat doch Abraham Oppenheim Ende des 19. Jahrhunderts einen Großteil der Domvollendung und den Bau einer Synagoge in der Glockengasse mitfinanziert. Bei der Erwähnung bekannter jüdischer Bürger Kölns darf man aber auch nicht Jacques Offenbach, den berühmten Komponisten, vergessen.
Wie in anderen Teilen des Deutschen Reichs wurden auch Juden in Köln während der NS-Zeit verfolgt, enteignet und getötet. Ab Oktober 1941 begann auch in Köln die systematische Vernichtung der Juden mit ersten Deportationen in Konzentrationslager.
Durch die Nazipogrome und die Bombardierungen während des Zweiten Weltkriegs waren auch die 6 Kölner Synagogen und andere Gebetshäuser weites gehend zerstört worden.
Nur ca. 8.000 der 19.000 jüdischen Bürger überlebten Naziterror und Holocaust.
Zwischen Duldung und Verfolgung: Jüdisches Leben um 1100
An dieser Stelle des ehemaligen Jüdischen Viertels soll ab 2025 ein Museum stehen, das MiQua”:
Ober- und unterirdisch (bis hin zum Rathaus) wird dann Kölner Geschichte erlebbar werden. Auch die jüdische Geschichte der Stadt soll auf dem Gebiet des ehemaligen Jüdischen Viertels dargestellt werden.
Noch mehr zur jüdischen Geschichte in Köln können Sie hier erfahren.
Bildquellen in der Reihenfolge:
Bildquelle oben: Juni 2014: Ausgrabungsgebiet, Von © Raimond Spekking / CC BY-SA 4.0 (via Wikimedia Commons), CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=33463857
Bildquelle: Das Judenprivileg im Kölner Dom, Von © Superbass / CC BY-SA 4.0 (via Wikimedia Commons), CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=61632828
Bildquelle: Von Autor unbekannt – eigenes Foto im EL-DE Haus, öffentliche Ausstellung, Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=3286677