Ein richtiges urtypisches „Kölner Veedel“ ist das „Vringsveedel“ , auf hochdeutsch: Severinsviertel.
Herz des Severinsviertels ist die Severinskirche. Wie der Name bereits verrät, ist sie dem heiligen Severin geweiht, die Severinslegende ist auf einem Bild im Innern der Kirche dargestellt.
Der Heilige Severin von Köln – ein neuer Glaube verbreitet sich in Köln
Bereits im 4. Jahrhundert war an dieser Stelle ein Gotteshaus, so um 900 entstand hier dann eine romanische Basilika. Im 16. Jahrhundert wurde dann das Langhaus im spätgotischen Stil vollendet.
Mit Abzug der Franzosen erlebte das Severinsviertel und insbesondere die Severinstrasse ihre Blüte: Sehr viele gut Betuchte zog es an den Rand des Severinsviertels, der heutigen Ringe, insbesondere Ärzte und Rechtsanwälte.
Darüber hinaus entstanden Kolonialwaren-und Lebensmittelgeschäfte, Apotheken und Bierbrauereien. Ende des 19. Jahrhunderts kamen weitere Geschäfte und Kneipen hinzu, sehr bekannt und lange Zeit bis 2005 Kölner Institution „Schmitze Lang“. Sogar ein Theater , das „Victoria Theater“ zog viele Besucher zum Vergnügen an, ab 1911 gab es dann auch ein Kino.
Von 1906 bis zur Machtergreifung der Nazis 1933 war in der Severinstr. mit dem „Deutschen Volkshaus“ das Zentrum der Linken. Obwohl nicht mehr im Vringsveedel gelegen , sollte man an dieser Stelle die Elsaßstr. , südlich des Chlodwigplatzes gelegen, und ihre jüngste Geschichte erwähnen:
Deren Bewohner, zumeist Kommunisten, leisteten kurz nach der Machtergreifung der Nazis mutigen Widerstand und lieferten sich am 3. März 1933 eine Straßenschlacht mit SA-Truppen. Die Folge waren zahlreiche Verhaftungen, Gewalt und Folter durch die Nazis. Ein Graffiti am ehemaligen Hochbunker in der Elsaßstrasse 42-46 erinnert noch heute an den Widerstand.
Wenn Sie Lust haben, streifen wir jetzt durch das Severinsviertel und gehen jetzt zum ehemaligen Hochbunker, hier die Wegbeschreibung:
Der sechsgeschossige und 1942 erbaute Hochbunker ist ein Relikt aus dem Zweiten Weltkrieg.
Dieser war, wie alle anderen in Köln, für den Fall des Aufsuchens als Luftschutzraum mit dem Notwendigsten ausgestattet: Trinkwasser, Toiletten, Schlafräume, Strom, Kochnischen… Der Hochbunker war aus bombensicheren Decken und Wänden gebaut, die Lüftungsanlagen hatten Filter zum Schutz vor giftigen Gasen.
Auf Grund der Wohnungsnot nach dem Krieg waren die Hochbunker noch bis Ende der Fünfziger Jahre Unterkunft insbesondere für Flüchtlinge aus dem Osten. 1985 wurde der Hochbunker instandgesetzt und auch auf einen Angriff mit radioaktiven Waffen vorbereitet.
Und weiter geht es zum Bürgerhaus Stollwerck, auch hier unterstützend eine Karte:
Bis 1975 roch es im „Vringsveedel“ oft nach Schokolade, „Stollwerck“ produzierte hier diese süße wie edle Verführung für die gesamte Welt. Die Stadt wollte ca. die Hälfte der Fabrikhallen und Verwaltungsgebäude zu Gunsten von Neubauten abreißen, jahrelang besetzten Bürger daher das ehemalige Werksgelände. Ihr Ziel war der Umbau der Gebäude zu erschwinglichem Wohnraum.
Trotz aller Proteste wurde 1987 mit dem Abriss begonnen. Das Bürgerhaus Stollwerck, in dem seit Ende der 70er zahlreiche Kulturveranstaltungen stattfinden, musste nun auf ein anderes Gebäude außerhalb des Fabrikgeländes , dem ehemaligen Zeughaus, ausweichen.
Aber auch bezüglich Kunst kann sich das “Vringsveedel” sehen lassen: Mit Gründung der Kölner Werkschulen 1926 am Ubierring 40 kamen zahlreiche Künstler und Kunstschaffende in das „Vringsveedel“. Über die Grenzen von Köln hinaus bekannt wurde die „Kölsche Kunstakademie“ als eine der größten und erfolgreichsten von Deutschland. Seit 1971 sind die Werkschulen in die Fachhochschule Köln integriert.
So bunt wie das Leben stellt sich heute das „Vringsveedel“ dar. Leute verschiedener Nationen, verschiedenen Alters und mit den unterschiedlichsten Lebensmottos finden hier in Toleranz und Harmonie zusammen und feiern auf ihre Art das Leben.
Kein Wunder, dass auch hier immer jedes Jahr der Rosenmontagszug startet.
Wir genießen nun einen weiteren Streifzug durch das “Vringsveedel” in Richtung Severinstorburg , wenn Sie dort sind bitte wieder > rechts unten klicken.
Jederzeit können Sie an einem anderen Ort die “Große Tour” starten oder fortführen ohne irgendeine Sehenswürdigkeit zu verpassen. Offizieller Startpunkt ist die Pfaffenpforte in der Nähe des Doms.
Bildquellen in der Reihenfolge:
Bildquelle oben: CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=536436
Severinstr. mit Blick zur Severinstorburg, Von Cgfalco – Eigenes Werk, CC-BY 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=60455286
Von Geolina163 – Eigenes Werk, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=57937417
© Raimond Spekking