Franz von Papen: “Hitlers Steigbügelhalter” und von Schleichers “Fränzchen”

Bildquelle: Papen und Schleicher, Von Mr. von der Deckter (+1934) - Hefte für Politische Bildung: Weimarer Republik, Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=4285054

“Steigbügelhalter Hitlers” , als solcher geht und ging Franz von Papen in die Geschichtsbücher ein. Von Papens Karriere war bis zu seiner Ernennung als Reichskanzler und Nachfolger von Heinrich Brüning am 1. Juni 1932 wohl eher weniger erfolgreich.

1916 wurde er von den USA des Landes verwiesen, da seine gegen die Amerikaner gerichtete konspirative Tätigkeit, die er parallel zu seinem eigentlichen Einsatz als Militärattache betrieb, aufflog. Danach diente er bis zum Ende des Ersten Weltkriegs als hochrangiger Militär zunächst an der Westfront und später im Nahen Osten. Den Sturz des Kaisers und der Monarchie hat er nie verkraftet, und Franz von Papen war daher fortan entschiedener Gegner der Weimarer Republik. Kommunisten wie Nationalsozialisten waren ihm verhasst, statt dessen setzte er auf eine Präsidialdiktatur mit weitreichenden Vollmachten ohne Beteiligung des Parlaments. 1921 wurde er Mitglied des katholischen Zentrums.

Im Grunde genommen war von Papen als Reichskanzler Marionette seines Freundes Kurt von Schleicher, der ihn nur zur Durchsetzung seiner reaktionären Ideen und als Vertrauter Hindenburgs “mißbrauchte”. Auch überhaupt waren viele Politiker verblüfft über den neuen Reichskanzler. Dass von Schleicher seinen Freund von Papen nicht ernst nahm, zeigt sich auch im Gebrauch des eher abwertenden Spitznamens “Fränzchen”. Von Schleicher, der gute Kontakte zu den Nationalsozialisten hatte, fädelte die Unterstützung der Regierung von Papen durch die Nazis ein. Franz von Papen sorgte im Sommer 1932 mit dem “Preußenschlag” für “Recht und Ordnung” im Kernland der Unruhen, setzte die preußische Regierung ab und ernannte sich zum Reichskommissar von Preußen. Am 3. Dezember 1932 scheiterte von Papen zunächst an seiner auf Repression gestützten Politik des Staatsnotstands und die beabsichtigte Unterstützung durch die Reichswehr. Jetzt kam von Schleicher ins Spiel, der auf eine Spaltung der NSDAP setzte und damit Hindenburg überzeugen konnte, ihn selbst als Reichskanzler zu ernennen.

Nun versuchte von Papen, die Nazis mit ins Boot und in eine Regierung zu holen und von Schleicher auszustechen. Doch Hitler wollte die Kanzlerschaft und so ging von Papen darauf ein, weil er der Überzeugung war, dass “wir ihn (Hitler)” “In die Ecke drücken bis er quietscht”. Hindenburg stimmte nach langem Zögern einer Reichsregierung unter Hitler mit Franz von Papen als Vizekanzler zu. So schnell wie die Nazis ihre Macht ausbauten, so schnell zog sich auch von Papen zurück. Um der Allmacht der Nazis zu entkommen, versuchte er die Gründung konservativer, katholischer Organisationen, die im Sinne der Nationalsozialisten handelten. Mit dem Vatikan schloss er im Auftrag Hitlers 1933 das Reichskonkordat ab. In der “Marburger Rede” vom 17. Juni 1934 geißelte er insbesondere das martialische und sehr gewaltsame Auftreten der Nationalsozialisten, ohne aber Hitler direkt zu kritisieren. Trotz der Ermordung der Verfasser seiner Rede, kooperierte von Papen weiter mit den Nazis und war von 1934 bis 1938 Diplomat in Diensten Hitlers in Wien. Dort bereitete er den Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich vor. Am 13.8.1938 wurde er Mitglied der NSDAP. Von 1939 bis 1944 war von Papen Botschafter in Ankara.

Zwar wurde von Papen in den Nürnberger Prozessen freigesprochen, 1947 aber als “Hauptschuldiger” im Rahmen der Entnazifizierung zu 8 Jahren Arbeitslager verurteilt, allerdings 1949 vorzeitig entlassen. Von Papen starb am 2. Mai 1969.

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16.07.1930: Per Notverordnung setzt Brüning Haushaltssanierung durch.

Das von Brüning als Reaktion auf die Weltwirtschaftskrise vorgelegte Haushaltssanierungsprogramm, u.a. soll der Beitrag zur Arbeitslosenversicherung erhöht und die Leistungen verringert werden, wird vom Reichstag abgelehnt.
Brüning setzt sie aber per Notverordnung nach Artikel 48 der Weimarer Verfassung durch.

14.09.1930: NSDAP erzielt erstmals sehr viele Stimmen.

Erstmals in ihrer Geschichte erzielt die NSDAP mit 18,3 % sehr viele Wählerstimmen und wird hinter der SPD zweitstärkste Partei im Reichstag.
Auch die ultralinke KPD erzielt mit 13 % zahlreiche Sitze im Reichstag.
Verlierer sind die demokratischen Parteien.
Das Kabinett Brüning wird von der SPD toleriert.

01.12.1930: Zweite Notverordnung des Kabinetts Brüning

Mit der 2. Notverordnung des Kabinetts Brüning, die u.a. eine Kürzung der Beamtengehälter um 6 % vorsieht, wird die harte Deflationspolitik forciert, die zum weiteren Preisverfall führt.
Eine sehr hohe Arbeitslosigkeit,Verarmung und Verelendung der Gesellschaft sind die Folge.
Brüning will den Alliierten damit klarmachen, dass Reparationen nicht geleistet werden können.

13.07.1931: Regierung schließt Banken.

Das Kabinett Brüning schliesst die Schalter aller Banken für 2 Tage, um einem weiteren massiven Abzug der Spareinlagen durch die Bevölkerung zuvorzukommen.
Einige Banken, u.a. die Nationalbank, brachen bereits auf Grund des sehr hohen Kapitabfluss’ zusammen. Die Wirtschaftskrise verschärft sich weiter.

03.10.1931: Kabinett Brüning tritt zurück.

Das Kabinett Brüning tritt zurück, nachdem sich insbesondere Frankreich, Italien und die Tschechoslowakei gegen eine Zollunion Deutschlands mit Österreich ausgesprochen hatten.
Trotz der Genfer Protokolle von 1922 sahen Österreich und Deutschland keine völkerrechtlichen Gründe gegen eine Zollunion.

30.03.1930: Erstmals wird Notverordnung zur Bildung eines Präsidialkabinetts eingesetzt.

Bildquelle: Kabinett Brüning, Von Bundesarchiv, Bild 183-H29788 / CC-BY-SA 3.0, CC BY-SA 3.0 de, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=5434135

Das erste deutsche Präsidialkabinett unter Kanzler Heinrich Brüning nimmt seine Arbeit auf.
Reichspräsident von Hindenburg nutzt erstmals das Notverordnungsrecht der Weimarer Verfassung, um am Parlament vorbei eine Regierung zu bilden.

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