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“Harlan habe dazu beigetragen, die massenpsychologischen Voraussetzungen für die Vergasungen von Auschwitz zu schaffen”, so Carlo Schmid, früherer bedeutender Staatsreechtler und SPD-Politiker, im Jahr 1951.
Er bezog sich damit auf den von Veit Harlan produzierten und 1940 uraufgeführten Streifen “Jud Süß”. Der Film erklärt im Sinne der NS-Ideologie die Politik der Nazis im Kampf gegen die Juden für richtig und notwendig. Der Film war in den Augen Schmids auf Grund seiner zutiefst antisemitischen Haltung auch Wegbereiter für den späteren Holocaust.
Aber worum geht es eigentlich in dem Film und wie schaffte es Propagandaminister Goebbels mit Hilfe von Veit Harlan, das Anliegen des NS-Staates in Szene zu bringen?
Regisseur Harlan stützte sich mit seinem Drehbuch zunächst auf die gleichnamige Novelle von Wilhelm Hauff. Joseph Süß Oppenheimer, seit 1733 Finanzberater von Herzog Karl Alexander von
Württemberg in Stuttgart, überredet den Monarchen zu windigen Geschäften und Handlungen, um sein und des Herzog’s Reichtum zu vergrößern. Dabei bringt er sowohl Landstände als auch das Volk gegen sich auf. Desweiteren versucht Oppenheimer Dorothea, die Tochter des Landschaftskonsulenten zu heiraten. Da diese nicht einwilligen will, verhaftet er zunächst ihren Vater und später Dorothea’s Geliebten Aktuarius Faber. Schließlich vergewaltigt er Dorothea, darauf hin begeht sie Suizid. Die Gegner, unter ihnen Faber und die Landstände, beginnen einen Aufstand und verwüsten Oppenheimers Palais. Schließlich wird er wegen Korruption, Wucherei und Ämtermissbrauch schuldig gesprochen Auf Grund des Geschlechtsverkehrs mit einer Christin soll er zum Tode verurteilt werden. Desweiteren wird für alle Juden in Württemberg der Bann ausgesprochen.
Obwohl Hauff die Problematik der Ehe und Liebe zwischen Christen und Juden in seiner Novelle ebenso thematisiert, geht Veit Harlan einen großen Schritt weiter und stellt die Juden neben “gierigen” und “skrupellosen” Geschäftemachern zusätzlich als rohe, gewalttätige “Rasseschänder” da.
Goebbels, der “Jud Süß” in Auftrag gegeben hat, spricht vom “stürmischen Erfolg” des Films, ca. 100.000 Kinobesucher des UFA-Palasts im ersten Monat sollten ihm Recht geben. Dabei war der Beginn der Dreharbeiten von “Jud Süß” mehr als fragil: Im Gegensatz zu Veit Harlan hatte Goebbels massive Probleme mit der Besetzung der Hauptrolle: Emil Jannings, Gustaf Gründgens und Paul Dahlke, all sie lehnten neben anderen bekannten Schauspielern ab. Ferdinand Marian musste schließlich auf Goebbels’ Befehl hin die Rolle des “Jud Süß” übernehmen.
Und wie kam Veit Harlan als Regisseur zum Film ?
Von Anfang an war Veit Harlan Verfechter der NS-Ideologie, zunächst als Theaterregisseur. Das Bühnenstück “Krach im Hinterhaus” bescherte ihm 1935 so große Erfolge, das nun auch Filmproduzenzenten auf ihn aufmerksam wurden. Dabei verblüffte Harlan mit technisch aufwendigen wie anspruchsvollen Produktionen. Berühmtheit erlangte Harlan auch durch den “Durchhaltefilm” “Kolberg”, der bis 1944 gedreht wurde.
“Kolberg” und “Jud Süß” wurden nach dem Krieg durch die Alliierten auf die Verbotsliste gesetzt und sind seit 1966 im Besitz der Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung als so genannte Vorbehaltsfilme, dürfen also ohne fachliche Begleitung nicht öffentlich gezeigt werden.
Harlan selbst wurde schließlich Ende April 1950 freigesprochen,. Das Gericht folgte wohl seiner Argumentation, dass er durch den NS-Staat “gezwungen wurde” , “Jud Süß” und andere NS-Propagandafilme zu drehen.
In seinen letzten Lebensjahren bis zu seinem Tod 1964 drehte Harlan weitere Filme, die allerdings bei weitem nicht mehr so erfolgreich wie seine früheren Streifen waren.